Der Tanzstil
Merengue wird im Paar getanzt. Jeder Taktschlag wird gleichmäßig mit einem Schritt nach vorne, hinten oder zur Seite gesetzt. Charakteristisch für den Tanzstil ist bei jedem Schritt eine markante Hüftbewegung. Dadurch erhält der Tanz eine stark sinnliche Komponente. Unterstützt wird dies durch eine sehr körperbetonte Tanzweise – eine offene Tanzhaltung ist eher die Ausnahme. Eine wichtige Rolle spielen bei den Drehungen die Arme, welche einzelne, sehr aufwändige Figuren und Kombinationen erzeugen können.
Der Rhythmus
Merengue wird im 2/4-Takt oder 4/4-Takt getanzt. Jeder Taktschlag wird durch einen Trommelschlag deutlich betont, was den Rhythmus eingängig und simpel macht. Das Tempo variiert von 60 bis 90 Takten pro Minute.
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Geschichte und Gegenwart
Merengue - die expressivste Form kreativer Eigendarstellung der Dominikaner und Ausdruck nationalen Selbstbewusstseins. Über den historischen Ursprung des Merengue teilt sich das Heer der Sachverständigen. So schreiben einige Juan Babtista Alfonseca die "Vaterschaft" des Merengue zu. Andere vermuten seine Entstehung als spontaner Ausdruck des Sieges gegen die Haitianer nach der Schlacht von Talanquera. Dritte wiederum pochen auf eine Ableitung aus Taino-Traditionen, die später mit kolonial-spanischen und afrikanischen Elementen vermischt wurden.
Einer volkstümlichen Erklärung zufolge entstand der Merengue während einer Fiesta, auf der ein hochrangiger Gast mit einem Klumpfuß zu tanzen versuchte. Um den Behinderten nicht zu brüskieren, übernahm die ganze Gesellschaft sein steifbeiniges Schlurfen - und der Merengue war geboren. Einige spekulieren sogar über eine Verbindung zu den berüchtigten Piraten von "La Tortuga", denn - Seeräuber tragen oft Holzbeine!
Auch der Name "Merengue" bleibt geheimnisvoll. Leitet er sich von der bekannten Süßspeise aus Eierschnee und Zucker ab oder stammt er aus einer afrikanischen Sprache? Gewiss allerdings ist, dass der Merengue um 1850 in der Gegend von Cibao bereits präsent war und unter der Landbevölkerung rasch Anhänger gewann. Dagegen rümpften die Mitglieder der "feinen Gesellschaft" in den Salons der Städte die Nase über den Bauerntanz. Erst während der Trujillo-Ära gelang dem bislang geächteten Tanzvergnügen auch der Einbruch in breitere gesellschaftliche Schichten. Trujillo hatte die Bedeutung des Merengue als Propagandamittel erkannt und nutzte ihn als ideologisches "Frachtschiff" zu den entlegensten Winkeln seines kleinen Reiches.
Auf "Wunsch" des Diktators nahmen Radiosender den Merengue in ihr Programm auf. Die Plattenindustrie zog nach und zu guter Letzt wurden die Merengue-Festivals zum "Bestandteil des nationalen Kulturerbes" aufgewertet. Nach Ende des Trujillo-Regimes 1961 fand der Merengue zu seinen Wurzeln zurück und wurde wieder Stimme des Volkes. Mehr noch, er integrierte neue Musikformen, erweiterte die Instrumentierung und gelangte schließlich auch auf andere Karibikinseln und in die USA.
Heutzutage begleiten die Klänge des Merengue den Dominikaner auf Schritt und Tritt. Radiosender spielen rund um die Uhr. Die Menschen auf der Straße bewegen sich im Takt der Musik, die ihnen aus tragbaren Kassettenrecordern und den Deckenlautsprechern der Colmados oder Restaurants entgegenschallt. Ein Höhepunkt für jeden Merenguero ist das Festival del Merengue, das in der Dominikanischen Republik jedes Jahr in der dritten Juliwoche stattfindet. Tausende Dominikaner und Urlauber drängeln sich auf der Av. George Washington entlang dem Malecón, der Strandpromenade Sto. Domingos, und tanzen ausgelassen zu den Rhythmen der Combos, die auf provisorischen Plattformen das Publikum anheizen.
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