Der Tanzstil
Wiener Walzer ist ein Tanz mit ausgeprägten Höhen und Tiefen. Das Tanzpaar schwingt wie ein Pendel in schnellen, raumgreifenden Schritten und rotierenden Drehbewegungen. Neuer Schwung entsteht im ersten Schritt. Der raumgreifende zweite Schritt führt den Hauptteil der Drehung aus, während im dritten Schritt das Schließen der Füße die Bewegung auffängt und in den Beginn des nächsten Taktes überleitet.
Der Rhythmus
Wiener Walzer wird im 3/4-Takt getanzt. Ein Wiener Walzer kann zwischen 50 und 60 Takten pro Minute getanzt werden, bei Turnieren werden 60 Takte pro Minute gepielt.
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Geschichte und Gegenwart
Der Wiener Walzer geht auf einen uralten, im Alpenraum beheimateten Volkstanz zurück. Sein Name wird auf das deutsche Wort "waltzen" zurückgeführt und bezieht sich auf die drehenden Bewegungen der Füße, die über den Boden schleifen (Dreher, Schleifer). Mit seinen Vorläufern lässt sich der Walzer bis ins 12./13. Jahrhundert, die Zeit der Minnesänger, zurückverfolgen. In dem deutschen Springtanz kann man den Anfang des Walzers erkennen.
Die meisten Tanzhistoriker führen den Walzer auf den alten Dreher oder Ländler zurück, die ab dem ab dem 16. Jahrhundert getanzt wurden. In Süddeutschland und in Österreich wurde er vom Volk ohne Tanzmeister getanzt. Es war ein Rundtanz im 3/4- oder 3/8-Takt, bei dem sich die Paare umfassten und um sich selbst drehten, wobei sie einen imaginären Mittelpunkt umkreisten. Dieser langsame Tanz wurde bis Anfang dieses Jahrhunderts in Stadt und Land getanzt.
Eine zweite Version sieht die Entstehung des Walzers in dem so genannten "Langaus", einem Tanz, bei dem die Tänzer einen sehr langen Raum mit den wenigsten Drehungen zu durchtanzen hatten. Die fortwährenden Verbote der Obrigkeit bis ins 18. Jahrhundert waren gegen diesen Tanz gerichtet. Bestraft wurde das Verdrehen, "das Herumschwenken und Wirbeln, das Hochwerfen und Umstoßen" der Partnerin.
Um 1750 findet sich das Wort "walzen" als Tanzform in einer Wiener Stegreifkomödie. 1770 berichtete Johann Wolfgang von Goethe über seine Erfahrungen mit dem "deutschen Tanz", und 1782 veröffentlichte Carl von Zwangen das Buch "Etwas über das Walzen". Aufsehen erregten 1787 vier Personen, die in Wien bei der italienischen Oper "Una cosa rara" den ersten Walzer tanzten; allerdings wird bezweifelt, dass dort der Walzer "kreiert" wurde. Am preußischen Hof lernte man 1794 den Walzer, so auch die spätere Königin Luise von Preußen, die allerdings nicht davon entzückt war und ihn verbot (in Berlin galt das Verbot bis 1918). Dagegen wurde er auf Münchner Bällen gespielt und getanzt. Seinen Siegeszug trat der Walzer nach dem Wiener Kongress (1815) an. Nicht wenig daran beteiligt waren die berauschenden Walzermelodien von Lanner und der Strauss-Dynastie.
Deutschland blieb der Mittelpunkt des Walzergeschehens bis in die zwanziger Jahre, als dann generell für ca. ein Jahrzehnt ein Walzersterben zugunsten moderner, dynamischer Tanzformen einsetzte. In England war der Wiener Walzer nie heimisch geworden. Als Volkstanz wurde der Walzer mit Beginn der dreißiger Jahre vor allem im Dritten Reich in Deutschland und Österreich wiederentdeckt. Nach dem Krieg ist es dem Nürnberger Tanzlehrer Paul Krebs zu verdanken, dass 1951 die Verbindung von der altösterreichischen Walzertradition und dem englischen Stil hergestellt und der Wiener Walzer als gleichberechtigter Standardtanz anerkannt wurde.
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