Der Tanzstil
Charleston kann alleine, mit Partner oder in einer Gruppe getanzt werden. Obwohl der Grundschritt am Platz getanzt wird, erinnert er an die natürliche Bewegung des Gehens. Die Arme schwingen rhythmisch hin und her, die Füße bilden rechte Winkel nach innen und außen und der Körper schwingt vor und zurück. Die oft burlesken Bewegungen fordern die Zuschauer zu spontanem Beifall und Zwischenrufen heraus.
Der Rhythmus
Charleston wird im vergleichsweise hohen Tempo von 100 Takten pro Minute oder mehr getanzt. Schnelle Bewegungen werden oft durch langsame, verzögernde Schritte und Improvisationen ergänzt.
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Geschichte und Gegenwart
Der Charleston stammt aus der gleichnamigen Hafenstadt in South Carolina, von wo ihn schwarze Dockarbeiter um die Jahrhundertwende nach Norden brachten. Als erstes Negro-Musical schaffte 1921 "Shuffle along" den Sprung auf eine weiße New Yorker Bühne und löste mit seinem großen Erfolg eine Kettenreaktion aus. Als der Besitzer des "New Yorker Colonial Theatre" 1923 eine Zugnummer suchte, schickte er seinen Impressario direkt nach Harlem, wo dieser auf drei Jungen (zwei Schwarze und einen Italiener) stieß, die an einer Straßenecke unter einem Vordach Passanten für Geld den Charleston vortanzten. Am nächsten Tag stand das Trio auf der Probebühne und leitete dann mit der spektakulären Aufführung von "Running Wild" die schwarze Periode des Broadways und die wildeste Tanzwelt der 20er Jahre ein.
Ursprünglich war der Charleston wie auch der Shimmy ein körperintensiver Tanz mit komplizierten Bewegungen, die weit mehr beinhalteten als die im wesentlichen übrig gebliebenen Swivels, Knieaktionen und "Scheibenwischerfüße" (die heute auch im Quickstep hin und wieder zu sehen sind).
Auch der Charleston war wie der Shimmy mindestens seit 1900 im Süden der USA bekannt. Die weiße Öffentlichkeit konnte diesen Tanz zum ersten Mal 1922 in dem Negro Musical "Liza" sehen. Der damals sehr bekannte Kritiker Gilbert Seldes beschrieb den Charleston 1925 in der Zeitschrift "New Republic" folgendermaßen: "Der richtige Charleston wird mit dem ganzen Körper getanzt, also nicht nur mit den Beinen wie der Foxtrott oder Onestep. Er benutzt jene Bewegungen, die der Shimmy gebracht hat. Dazu kommen die Bein-Motionen, die abwechselnden X- und O-Beine." Eine Tanzbeschreibung von 1925: "Der Torso zittert, dazu Bewegung der Hüften, Schenkel und Hinterbacken. Auch die Hände sind aktiv, sie berühren alle Teile des Körpers wie in Ekstase. Dazu kommen die abwechselnden X- und O-Beine ... Der Tänzer kann seinen Rücken beugen oder gar in Hockstellung gehen."
Von den puritanischen Dance Masters of America wurde der Tanz daher auch abgelehnt, aber dann ab 1928 so verfeinert und gezähmt, dass er als weißer Gesellschaftstanz gelten konnte. Mit Beginn der Weltwirtschaftskrise im Jahre 1929, als sich der Großteil der Bevölkerung die abendlichen Vergnügungen nicht mehr leisten konnte, verlor der Tanz seine Bedeutung.
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